Nach der beschlossenen Umbenennung der Gustav-Frenssen-Straße in
Heide, und der sich abzeichnenden Änderung in
Brunsbüttel, sind auch die Gustav-Frenssen-Wege in Meldorf und Marne offenbar nicht mehr zu halten.
In Marne wäre von einer Umbenennung indes nur wenige Anwohner betroffen, da der Weg kurz und
seit mehr als 40 Jahren nicht endausgebaut ist.
In Meldorf liegt der Gustav-Frenssen-Weg in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Krankenhaus, in dem während der NS-Zeit die auch von Frenssen befürworteten Zwangssterilisationen durchgeführt wurden.
Hier lohnt es sich einen Blick auf einige Arztkarrieren während des Dritten Reiches zu werfen, die mit dem Eugenik- und Euthansieprogramm der Nazis in Verbindung standen, und die just in
Meldorf und
Marne begannen
Dr.
Hermann Vellguth (*1906, + unbekannt), Sohn des von 1916-1934 in Meldorf als Kreisarzt der Kreise Süder- und Norderdithmarschen tätigen
Dr. Leopold Vellguth (1877-1946), ging in
Meldorf auf das humanistische Gymansium und studierte von 1924-1930 Medizin, u.a. in Marburg und Kiel. Seit 1932 Mitglied der NSDAP wurde er auch Mitglied der SS und brachte es bis zum Obersturmbannführer. Während der NS-Zeit war er u.a. Leiter der Abteilung Erb- und Rassenpflege des Deutsche Hygiene-Museum Dresden (1933-1936)), und er entschied als ärztlicher Beisitzer am
Erbgesundheitsgericht in Dresden mit über die Durchführung von Zwangssterilisationen. Ab 1941 leitete er das Wiener Rassenpolitische Amt der NSDAP und wurde auch ärztlicher Beisitzer am dortigen Erbgesundheitsobergericht.
Vellguth war auch Mitarbeiter am Entwurf für das nicht in Kraft getretene NS-Euthanasiegesetz mit.
Nach dem Krieg praktizierte er völlig unbehelligt von jeglicher Verfolgung durch die Justiz als Allgemeinmediziner in Hennstedt (Dithmarschen).
Der in
Marne geborene Dr.
Ewald Wortmann (1911-1985) hat auf diesem Gebiet ebenfalls etwas aufzuweisen: 1933 trat er in die SA, wurde aber - wie nur wenige Mediziner - nicht Mitglied der NSDAP oder des NS-Studentenbundes. 1934 legte er das Physikum, 1937 das Staatsexamen ab.
1940 wurde er als Santitätsarzt zur Wehrmacht nach Neumünster beordert. Nach einem Gespräch mit dem medizinischen Leiter der T4-(Euthanasie)Aktion, Hermann Paul Nitsch in Berlin, auf dem Wortmann laut eigener Aussage erklärte, "
dass ich der Euthanasie nicht ablehnend gegenüberstehe", taucht sein Name bereits wenige Wochen später in den Unterlagen der Zentraldienststelle-T4
auf, wo er von Mai 1940 bis Ende Oktober 1940 als
Mitarbeiter unter der Rubrik „Ärzte in den Anstalten“ geführt wurde. Dabei war er u.a. als Gutachter bei den Selektionen beteiligt, durch die Menschen zur Vergasung in die Tötungsanstalten ausgewählt wurden. Wortmann war auch bei Vergasungsaktionen in der Anstalt Pirna-Sonnenstein tätig, er zog sich jedoch nach kurzer Zeit von dieser Beteiligung am Massenmord zurück.
Nach dem Krieg räumte Wortmann "eine gewisse moralische Schuld" ein, fühlte sich aber entlastet, der er "ja damals überhaupt nicht gegen diese Dinge antreten [konnte]". Dass er sich aber mit der Praxis der Euthanasie einverstanden erklärt hatte steht hier im Widerspruch dazu.
Wortmann praktizierte mehrere Jahrzehnte als Allgemeinmediziner in Friedrichskoog (Dithmarschen). Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wurde 1969 eingestellt.
Siehe auch:
http://zeitungen.boyens-medien.de/aktuelle-nachrichten/zeitung/artikel/gustav-frenssen-weg-auf-dem-pruefstand.html
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